El cuerpo de la memoria

(Der Körper der Erinnerung) 1999
Museum der Schönen Künste, Santiago, Chile

Diese Arbeit besteht aus einer Reihe von 90 Performances-Installationen, die ich täglich innerhalb fast zwei Monaten im Rahmen der II. Biennale für junge Kunst in Santiago vom 7. Januar bis 7. März 1999 realisiert habe.

Die Performances und Installationen entstanden innerhalb und außerhalb des Museums. An Orten, die mit Folter und Inhaftierung zu tun haben Dazu kommen die Barfuß-Gänge von diesen Orten zum Museum und vom Museum zu diesen Orten quer durch die Innenstadt von Santiago.

Ich lief immer mit einer sichtbaren Behinderung des Körpers, band mir die Beine oder Arme zusammen, etc. Ich lief kilometer lang in völliger Stille mit dem Fragment eines mit Blut eines Schlachttiers befleckten, weißen Leintuches (Leichentuches) in den Händen, das ich vor 9 Jahren in der Performance: "Das Blut, der Fluss und der Körper", am Flussufer des Mapocho in Höhe der Pio Nono Brücke, Santiago, 1990 verwendet hatte. Ein Leintuch, das ich 9 Jahre lang aufbewahrte und dann innerhalb dieser Aktionen verwendete, zerriss, fragmentiere und knote.

Für diesen Zyklus betrieb ich lange Zeit intensive Nachforschungen über die verschiedenen Foltermethoden, die in Chile während der Militärdiktatur systematisch praktiziert wurden und die bis zum heutigen Tag in vielen Ländern der Welt angewendet werden. Diese Foltermethoden bilden die Grundlage dieser Performances-Installationen, in denen ich mich an die Grenzen meines Körpers und des Sozialen wage, deshalb beinhalteten die Erfahrung eines permanenten Risikos. Es gab keine Proben.

Diese Arbeit realisiert eine innere Reise zu den Schmerzen, die im kollektiven Gedächtnis verborgen liegen, den Schmerzen tausender Menschen, die durch Folter und systematische Verletzung der Menschenrechte in unserem Land verursacht wurden.
Durch minimale Handlungen exponieren diese Aktionen die Erinnerung als körperliches und emotionales Echo, wobei sie die dunklen Erinnerungen an diese grausame Realität entfalten, die dem Organismus anhaften.
Das Gedächtnis ist nicht nur eine funktionale Aktivität des Geistes, sondern eine körperliche Erfahrung: "Wir erinnern uns mit dem Körper". Das ist die Grundlage dieses Werkes.

Es hat ist eine kreisförmig Struktur, die sich zufälligerweise in zwei Phasen resultiert:

Die erste Phase des Zyklus reicht von Performance-Installation Nummer 1 bis 49. Dies enthält den öffentlichsten Teil der gesamten Arbeit, somit vollzog sich die Mehrheit der Interventionen in verschiedenen Teilen von Santiago, an Orten (die zu dieser Zeit noch nicht so bekannt waren), an denen Folterungen oder Verhaftungen stattfanden.

Die zweite Phase des Zyklus reicht von Performance-Installation Nummer 50 bis 90. Alle Arbeiten dieser Phase fanden in einem runden Raum des Museums (der als Rotunde bezeichnet wird) und auch direkt vor dem Museum statt. Diese Phase ist eine Rückkehr zum Intimsten und Persönlichsten. Ich setze das Thema fort, konzentriere mich aber jetzt auf mich selbst und blicke in größter Stille auf die physischen und psychischen Grenzen.

Diese Performance-Installationen sind minimalistisch, subtil und gleichzeitig extrem. Wo Horror und Schönheit sich in einen Schrei verwandeln, ein Gebet, das bis zur Erschöpfung wiederholt wird.

Die Spuren dieser Arbeit wurden 24 Stunden als Installation exponiert, bis ich am nächsten Tag zurückkehrte und sie durch körperliche Aktionen intervenierte. Es handelt sich um eine Arbeit in ständiger Bewegung, die in ihrem Fortgang durch eine Elegie des Körpers, basierend in einer grausamen Realität, ein Fragment der historischen Erinnerung restaurierte und exponierte.
Alle Performances fanden täglich um 18:00 Uhr im Museum statt. Und zu verschiedenen Zeiten an öffentlichen Orten. Manchmal wurden zwei Performances an einem Tag realisiert - eine auf der Straße und eine im Museum.
Bei all diesen Arbeiten verwendete ich nur Mehl, Drähte, Kreide und das mit Tierblut befleckte Leintuch.

Die letzte Installation wurde vom 1. bis 7. März der Öffentlichkeit gezeigt. Sie bestand in einem vollständig leeren Raum. Der gesamte Boden war mit Mehl bestreut, das letzte Fragment des Leintuches hing in der Mitte des Raumes, dessen Eingänge versperrt waren. Die Zuschauer konnten die Installation nur von den Schwellen der Eingänge aus beobachten. Es waren 7 Tage der Stille.

Fotodokumentation: Ximena Riffo
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