El Imbunche

1998
Museum für Zeitgenössische Kunst, Santiago, Chile

Im Rahmen des Ersten Encuentro de Performance, im Rahmen der Stichprobe Anamorfosis, MAC, 1998

Ich verwende Zeitungspapier, welches ich geometrisch auf dem Boden der zentralen Halle des MACs ausbreite. Danach zerlege ich diese Strukturen wieder und führe Fragmente daraus in die Öffnungen meines Körpers ein: meine Ohren, Nase, Mund und mein Geschlecht - bis diese vollständig versiegelt sind. Eine Parallele zum mythologischen Wesen des Imbunche.

Der Imbunche ist eine Figur, die Teil der Mythologie der Mapuche ist. Es handelt sich um ein Wesen, das sich in sich selbst einschließt, das seinen Willen verloren hat - seine Wahrnehmungsorgane sind versiegelt. In dieser Art und Weise wurde er von den Kalkus beherrscht: Hexen der schwarzen Magie.

Ich transformieren diesen Mythos und wähle dafür eine schockierende Sprache, Ort und Aktion.
Aus heutiger Sicht ist der Imbunche ein Archetyp: der Dominierte. Ich habe es gewählt, weil es außerordentlich deutlich die Situation des zeitgenössischen Menschen veranschaulicht. Genauer gesagt ein Wesen, das von einer Flut von irreführenden Informationen dominiert wird, die es entfremden, es Teil einer Masse werden lässt. Ich habe das Dunkle gewählt, das unbewusste Material in diesem Phänomen.
Die Informationen wird hier als Macht exponiert. Ein wichtiger Faktor ist der historische Kontext, in dem ich lebte, ein diktatorischer Zustand, in dem die zugrundeliegende Ideal absolute Herrschaft und Kontrolle war.

Hintergrund
Der Imbunche: Mythologische Figur der Mapuche, Tiermenschen, Untergebene der Kalkus, weil sie zuvor ihren Willen verloren. Die Kalkus versiegelten alle ihre Sinnesorgane - ihre Kommunikation mit der Welt
Kalkus: Hexen der schwarzen Magie, Angehörige der Dritten Welt, welche die Erde mit den Wolken verbindet. Um die Imbunche von der vierten Welt fernzuhalten (in der Vorstellung der Mapuche gibt es vier Welten, die als übereinander geschichtete Ebenen verstanden werden), waren sie in der Lage, den Kopf vom Körper zu trennen. Sie verwenden die Mächte des Bösen ohne von ihnen zerstört zu werden.
Dritte Welt: Es gibt keine Geometrie, sondern nur Chaos, dort lebt nur die Legion der bösen Geister: die Huekufes, die von außen handeln.

Auszüge aus dem Buch: Der kalte und heilige Dschungel von Miguel Laborde
Inspiriert auch von der Lektüre des Buches Der obszöne Vogel der Nacht, von José Donoso
Fotodokumentation: Rodrigo Orozco
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